Die Sage vom Ritter Haubold von Ende

Die Abendsonne schickte ihre letzten Strahlen durch den herbstlichen Forst.
Tiefe Stille herrschte ringsum, nur ab und zu von dem krächzenden ruf eines Eichelhähers unterbrochen. Aus der Tiefe des Tales klingt von Fern das Rauschen der Mulde.
Am gegenüberliegenden Ufer glänzt in der untergehenden Sonne das auf dem steil aufstrebenden Felsen ruhende Schloß Wolkenburg. 
Unruhig ging die Schloßherrin im Atlant des Schlosses auf und ab. Bereits seit den späten Mittagsstunden hätte ihr Gemahl Haubold wieder auf dem Schloß eintreffen müssen. Immer wieder streifte ihr Blick die an der Furt errichtete Brücke und wanderte weiter die alte Salzstraße aufwärts bis zum ehemaligen Rittersitz der Kaufunger.

Ritter Haubold war in einer wichtigen Mission unterwegs. Auf dem Schlosse zu Rabenstein sollte Haubold zu Rate gezogen werden, wie den immer häufiger werdenden frechen Überfällen einiger Strauchritter zu begegnen wäre, welche seit geraumer Zeit die Gegend unsicher machten.

Die friedliche Stille des Waldes wurde jäh unterbrochen durch näherkommendes Hufgetrappel. Eine Gruppe von verwegenen Schnapphähnen tauchte im Hochwald auf. Sie verfolgten einen einzelnen Reiter, der verzweifelt versuchte, sein völlig erschöpftes Pferd zur höchsten Eile anzutreiben. Umsonst, jeder Weg zur Rettung schien abgeschnitten, die Brücke an der alten Muldenfurt war zu weit entfernt und ein zeitraubender Abstieg wäre sein sicherer Tod gewesen. 

Wohl war es ihm gelungen, einige seiner Verfolger, welche ihn ausgangs des Kaufunger Forstes überfallen  hatten, niederzustrecken, doch der Übermacht war er nicht gewachsen. Den sicheren Tod vor Augen blitzte  plötzlich ein verwegener Gedanke in ihm auf. Er riss sein Pferd herum und jagte in vollem Galopp einem steil aus der Mulde aufragenden Felsen zu. Lebend sollten ihn seine Feinde nicht bekommen. Zu spät bäumte sich sein  Pferd auf, ein letzter Sporendruck, und Pferd und Reiter stürzten in hohem Bogen in dei gähnende Tiefe. Gerade noch vermochten die Verfolger ihre Pferde vor dem wohl 80 Fuß tiefen Abgrund zu zügeln. Da erklang aus dem Flusse der Todesschrei des bei seinem Aufprall getöteten Pferdes. Doch sie trauten ihren Augen kaum, mit letzter Kraft rettete sich der Verfolgte aus dem reißenden Fluß und war in Sicherheit.

Seit diesem Tage wird der Felsen gegenüber den Mühlengebäuden im Volksmund "der Hauboldfelsen" genannt.

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erstellt von MK - WadM Februar 2000